Chronik
Gründung des TV Bad Brückenau
Die Gründung eines Turnvereins in Brückenau wurde am 30. November 1884 von 35 Männern im Gasthaus „Zur Sonne“ beschlossen. Hauptinitiator dafür war Adolf John, welcher am 7. Dezember bei der ersten Generalversammlung des Vereins zum 1. Vorstand gewählt wurde. Am 12. Dezember 1884 wurde der Turnverein Brückenau offiziell beim Amtsgericht angemeldet. Etwas mehr als ein Jahr nach der Gründung fand am zweiten Weihnachtsfeiertag 1885 die erste „Christbaumfeier“ statt, eine Tradition, welche heute noch in Form des „Bunten Abends“ weiter besteht.
Die erste Turnhalle
1898 wollte der Verein seinen ersten eigenen Turnplatz kaufen. Da der Verein aber noch nicht vom königlichen Landgericht anerkannt worden und somit noch nicht voll rechtsfähig war, bevollmächtigte die Plenarversammlung den 1. Vorstand, ein Grundstück in der Römershager Straße für 217 Mark zu erwerben und auf seinen Namen eintragen zu lassen. Noch im selben Jahr begann man mit den Planungen zum Bau einer eigenen Turnhalle, welche schließlich 1900 genehmigt wurde.
Für den Bau der Turnhalle wurden weitere Grundstücke im Sinngrund erworben. Am 21. Januar 1902 fand bereits das erste Vereinsturnen in der neu erbauten Turnhalle statt, welche am 17. August durch den Stadtpfarrer Franz Miltenberger eingeweiht wurde.
In den kommenden Jahren beteiligte sich der Turnverein erfolgreich an verschiedenen Turnfesten und feierte im Jahre 1909 sein 25-jähriges Jubiläum mit einem großen Turnfest, an dem 21 Sportvereine teilnahmen.
Der erste Weltkrieg und die Zeit danach
Mit Kriegsausbruch 1914 erlahmte schließlich das Vereinsgeschehen, da viele der aktiven Mitglieder gleich zu Kriegsbeginn eingezogen wurden. Nach Kriegsende hatte der Turnverein 7 Tote zu verzeichnen. Am 28. Januar 1919 begann der Turnverein wieder mit regelmäßigem Turn- und Sangesbetrieb. Die Ballspielabteilung des TV machte sich mit der Gründung des „1. FC 1919 Brückenau“ selbstständig. Im Februar 1920 erschien erstmals das Thema Hallenneubau auf der Tagesordnung der Mitgliederversammlung.
Die zweite Turnhalle
Trotz der rasenden Inflation beschloss der Turnverein 1923 während einer Mitgliederversammlung den Bau einer neuen Turnhalle. Aufgrund dieser Situation musste der Turnhallenbau möglichst schnell vonstattengehen, weshalb der Rohbau noch im selben Jahr fertiggestellt wurde. Im November 1923 endete die Inflation, wodurch der Innenausbau in Angriff genommen werden konnte. Für ihr Engagement beim Bau der Turnhalle müssen besonders der damalige Vorsitzende Georg Metz, Säckelwart, Ignaz Schäfer und der Bauunternehmer Johann Martin erwähnt werden. Ohne diese drei und den zahlreichen Spenden in ausländischer Währung wäre der Verein an der Aufgabe des Hallenneubaus gescheitert. Eingeweiht wurde die Halle schließlich am 20. Juli 1924, zeitgleich zum 40-jährigen Jubiläum des Vereins.
Die NS-Zeit
Auch am TV Brückenau ging die Nazifizierung nicht vorbei, so wurde auf Bestreben der Nazis der langjährige Vorsitzende Georg Metz seines Amtes enthoben und durch Otto Trapp ersetzt. Im Zuge der Gleichschaltung im Dritten Reich wurde am 30. November 1936 die Brückenauer Turn- und Sportgemeinde gegründet, in welcher TV, FC, Skizunft und Schützenverein zu einem Verein zusammengeschlossen wurden. Die vereinseigene Turnhalle wurde bei diesem Vorgang der Stadt übereignet. In den folgenden Jahren entwickelte sich die Vereinsarbeit immer mehr zur Wehrsportertüchtigung, ehe 1939 der 2. Weltkrieg begann. Viele Brückenauer Sportler musste einrücken, so fokussierte sich die Vereinsarbeit in den Kriegsjahren auf die Jugend. Die Turnhalle wurde als Notlazarett verwendet. In den Jahren 1944/45 gab es nicht einmal mehr eine wirkliche Vereinsjugend, sondern fast nur noch Kinder. Am 5. April 1945 endete schließlich die Ära der TSG Brückenau mit dem Einmarsch der Amerikaner. Die Kriegschronik von Otto Trapp berichtet, dass 64 Mitglieder der TSG im Krieg gefallen sind.
Neuanfang nach dem Krieg
Bereits im Februar 1946 gab es erste Besprechungen für die Neugründung des TV Brückenau, welche dann im Juni desselben Jahres tatsächlich in die Tat umgesetzt wurde. Treibende Kraft hierbei war Johann John, Sohn des Vereinsgründers. Der wiedergegründete Verein erhielt auch seine Turnhalle von der Stadt rückübereignet. Bereits am 7. Januar 1947 fand wieder ein „Bunter Abend“ statt und am 18. Januar konnte John den Mitgliedern mitteilen, dass der Verein von der Militärregierung genehmigt wurde. Im Jahre 1953 führte der TV den erste Großstaffellauf „Rund um die Heilquellen“ durch, an welchem 11 Mannschaften teilnahmen.
Die dritte Turnhalle und die Zeit danach
1964 begann der Abbruch der 1924 erbauten Turnhalle, um noch im selben Jahr angrenzend an die neue Kreisschulturnhalle eine neue vereinseigene Turnhalle zu errichten. Die dritte Halle des Vereins wurde unter Verwendung eines Großteils der Mauern der alten Halle gebaut. Die neue Halle war allerdings wesentlich größer und passte sich dem Baustil der neuen städtischen Halle an. Die Schulturnhalle konnte der TV außerhalb der Schulsportzeiten eigenverantwortlich nutzen, im Gegenzug dazu gestattete der Verein der Stadt das Bebauen des TV eigenen Bodens, um einen gemeinsamen Eingangsbereich erbauen zu können. Die Einweihung der neuen Turnhalle fand vom 25.-27. Juni 1965 im Rahmen des Gauturnfests und des 80. Jubiläums statt.
Im Oktober 1966 sollte der 10. und letzte Großstaffellauf „Rund um die Heilquellen“ stattfinden, der jedoch wegen mangelnder Beteiligung abgesagt wurde. Dafür startete drei Wochen später der 1. Opalauf, entstanden durch eine Wette von Julius Wassermann, der mit seinem erhofften Gewinn die Vereinskasse füllen wollte. Er wettete, dass ihn, 61-jähriger Opa von 5 Enkeln, kein Altersgenosse über die Laufstrecke von 5000 Metern schlagen könne. Durch ein ungeahntes Presseecho stieg der Wetteinsatz auf 1000 DM an. Am Ende kamen 34 Opas ins Ziel und Sieger wurde nicht Julius Wassermann, der somit das Preisgeld an Karl Grünwald aus Kaiserslautern abgeben musste, welcher es an das olympische Jugend-Komitee spendete.
Da sich die Stadt Brückenau seit dem 8. April 1970 offiziell Stadt Bad Brückenau nennen durfte, benannte sich der Verein auch in TV 1884 Bad Brückenau um.
Der Turnverein nahm 1972 am olympischen Fackellauf von München nach Kiel teil, wo die Segelwettbewerbe ausgetragen wurden.
Der Bau des Schul- und Sportzentrums begann im April 1979. Die 5. und 6. Laufbahn wurde auf Betreiben des TVs gebaut. Im Gegenzug dazu beteiligte sich der TV finanziell am Kauf von Großgeräten. Nach Fertigstellung des Schul- und Sportzentrums wurde die bisherige Kreisschulturnhalle nicht mehr für den Schulsport benötigt und schließlich am 1. September 1983 an den TV übereignet. Zusätzlich erhielt der TV noch einen Zuschuss, um die notwendigen Renovierungsarbeiten an der Halle durchführen zu können, mit welchen man auch umgehend begann.
1984 feierte der Verein sein 100-jähriges Jubiläum mit einem großen Festzelt auf dem Turnplatz. Am 29. November fand ein großen Ehrenabend in der Turnhalle statt, einen Tag später, am 30. November, genau 100 Jahre nach der Vereinsgründung, folgte ein großer Festabend in der Turnhalle.
Am 24. September 1989 gab es eine Neuauflage des Straßenlaufs „Rund um die Heilquellen“. Es nahmen 5 Aktivstaffeln und 7 Jugendstaffeln teil, darunter auch eine Staffel des Stadtrats mit Bürgermeister Rohrmüller.
Die vierte Turnhalle und die Umgehungsstraße
1990 begann die Planung der Umgehungsstraße, welche durch die bestehende TV-Halle führen sollte. Erstmals kam eine Variante „Stadthalle Siebener“ anstelle der vereinseigenen Turnhallen ins Gespräch, doch das Abgeben des zentralen Standorts war für den Turnverein keine Option. Infolge dieser immer heftiger geführten Standortdiskussionen traten am 21. Dezember 1992 der 1. Vorstand Reinhold Hänlein und sein Stellvertreter zurück. Infolgedessen bildete sich am 30. Dezember eine Übergangsvorstandschaft und eine Arbeitsgruppe Hallenbau. In der Generalversammlung 1993 wurde Michael Saam zum 1. Vorsitzenden und Norbert Schmäling zu seinem Stellvertreter gewählt. Die beiden nahmen unmittelbar direkte Verhandlungen mit dem Straßenbauamt auf und ein Hallenneubau in Eigenregie auf vereinseigenem Grund wurde beschlossen. Am 8. Juli 1994 wurde der vorzeitige Baubeginn der Turnhalle durch den BLSV genehmigt. Am 19. September folgte der erste Spatenstich und am 2. November die Grundsteinlegung. Am 16. Dezember wurde bereits das Richtfest gefeiert. Aufgrund eines Hochwassers musste die bestehende Halle, entgegen der Planungen, renoviert werden. Im Oktober 1995 war es dann endlich so weit, der TV konnte in seine vierte Halle umziehen. Am 20. Oktober begann der Abriss der dritten Turnhalle des Vereins. Offiziell eingeweiht wurde die vierte Turnhalle dann am 1. Dezember 1995.
Die Zeit nach der Jahrtausendwende bis heute
Bei den Berglaufweltmeisterschaften 2005 wurde Reinhart Vogel Weltmeister mit der Mannschaft sowie im Einzel in der Altersklasse M55 und war somit der erste Weltmeister des TV Bad Brückenau.
Die kleine Halle wurde in den Jahren 2007 und 2008 energetisch saniert, wobei die Glasbausteinwände durch eine wärmegedämmte Fassade ersetzt wurde. Erneut musste viel Arbeit in Eigenleistung durchgeführt.
In den folgenden Jahren wird sich der Verein, ähnlich wie in anderen Vereine, der Herausforderung stellen müssen, die Überalterung im Trainerteam und in der Vorstandschaft zu verhindern. So mussten leider in den 2010er-Jahren Angebote aufgrund mangelnder Trainer eingestellt werden und Vorstandsposten blieben mangels Kandidaten unbesetzt. Um dieses Problem zumindest teilweise abzumindern, wurde das altbewährte System mit einem 1. Vorsitzenden und dessen Stellvertreter durch eine Satzungsänderung 2016 so abgeändert, dass der Turnverein von bis zu 5 gleichberechtigten Vorstandsmitgliedern geführt werden kann. Ebenso fand mangels Unterstützung der Hauptorganisatoren 2013 zum 25. und letztem Mal der Straßenlauf „Rund um die Heilquellen“ statt.
Die Corona Pandemie, welche im Jahr 2020 ausbrach, hatte einschneidende Auswirkungen auf den TV. So musste der Sportbetrieb zeitweise komplett eingestellt oder konnte nur unter strengen Hygieneauflagen ausgeführt werden. Auf die Finanzen des Vereins wirkte sich die Pandemie auch entsprechend negativ aus. So fielen nahezu alle Einnahmen durch Hallenvermietungen weg und viele Mitglieder verließen den Verein.
Mit Ende der strengen Hygieneauflagen nahm der Sportbetrieb nach einigen Anlaufschwierigkeiten wieder Fahrt auf. Auch einige Vorstandsposten konnten durch junge, engagierte Mitglieder neu besetzt werden. So blickt der Turnverein aktuell positiv in die Zukunft und hofft auf weitere Verjüngung des Trainer- und Vorstandsteams.
Schlusswort
Sollten Sie bis hierhin interessiert gelesen haben und noch tiefer in die Geschichte des Turnvereins eindringen wollen so wie kleine Anekdoten aus nun fast 140 Jahren Vereinsgeschichte nachlesen wollen, kann ich ihnen die beiden Werke zum 100. bzw. 125. Jubiläum unseres Vereins ans Herz legen. Diese beiden Werke sind auch die Hauptquellen dieser Zusammenfassung von über 130 Jahren Vereinsgeschichte in einer internettauglichen Länge. Das Buch zum 125. Jubiläum ist beim Turnverein käuflich, für 22,50€, zu erwerben. Kontaktieren Sie uns dafür einfach über unser Kontaktformular.